Grippe und Fitnesswahn sollten sich ausschließen

von MR Dr. Rolf Förster – Facharzt für Sportmedizin

Die Influenzawelle ist wieder da. Februar und März gelten als Hochzeit für diese „echte” Virusgrippe, bei der übrigens kein Antibiotikum hilft. Unter jenen, die sich nicht an die wirkungsvolle Prophylaxe (siehe u.a. Müggelheimer Bote 01/18 ) gehalten haben, befindet sich ein besonders schwieriger Patientenschlag: der Sportler. Statt sich zu schonen, beginnt er viel zu früh wieder mit dem Training. Bei den Kommentaren während der Olympischen Spiele raufen sich mir als Arzt oft die Haare. Denn nicht nur Infektrezidive (Rückschläge), sondern schwerwiegende Folgen wie Herzmuskelentzündungen und plötzlicher Herztod sind mögliche Folgen.
Bei Patienten ohne Risikofaktoren setzen Ärzte in erster Linie auf Bettruhe. Fühlen sich Erkrankte wieder besser, vernachlässigen jedoch viele den medizinischen Rat im weiteren Genesungsverlauf. Sportlern fällt es oft schwer mit Belastungen zu warten, bis die Erkältungen vollständig abgeklungen sind. Erhöhte Blutsenkung, vermehrte Leukozyten im Blutbild oder gar subfebrile Temperaturen (erhöhte Temperatur 37,5-37,9) weisen u.a. darauf hin, dass die Erkrankung noch schwelt und dass es gefährlich ist, sich in diesem Zeitraum stärkeren Belastungen auszusetzen. Alles, was über geringe Belastungen im Normbereich hinausgeht, ist aus Erfahrung frühestens nach sieben Tagen, nachdem alle Symptome und Entzündungszeichen abgeklungen sind (Sicherungsintervall!) mit moderatem Beginn, ratsam. Idealerweise tasten sich Sportler intervallweise wieder an ihre Belastungsgrenze heran. Und für Schüler gilt: Mindestens eine Woche Schulsportbefreiung nach abgeklungenem, fieberhaftem Infekt.
Halten sich Patienten nicht an ärztliche Empfehlungen, drohen unterschiedliche Risiken: Vorrangig sind es Infektrezidive, weil das Immunsystem noch destabilisiert ist. Gefürchtet sind aber Sekundärinfekte mit Organbeteiligung wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die wegen des viralen Ursprungs nur symptomatisch behandelbar sind (u.a. mit strenger Bettruhe) Experten am Robert-Koch-Institut warnen außerdem vor dem Risiko einer Organbeteiligung in Form einer Myositis (Entzündung der Skelettmuskulatur), einer Rhabdomyolyse (dem Zerfall von Muskeln) oder einer Enzephalitis (Entzündung des Gehirns). Wesentlich bekannter sind aber Lungenkomplikationen wie Influenza-
pneumonien und bakterielle Superinfektionen. Es lohnt sich also für jedermann akribisch die Hinweise zur Infektprophylaxe zu befolgen.