Jugendtreff „Mügge” in Gefahr
Intensive Suche nach einem Ersatzstandort läuft
von Simone Jacobius
Der Jugendtreffpunkt „Mügge e.V.” ist in Gefahr. Durch den Verkauf des Konsum-Grundstücks mit dem ehemaligen Edeka-Markt ist auch der Jugendtreff in Mitleidenschaft gezogen worden – denn er befindet sich auf einem Teil des Areals. All die Jahre seit der Gründung 2003 gab es eine friedliche Koexistenz zwischen den Jugendlichen und dem Edeka-Markt. Jetzt scheint der Countdown eingeleitet zu sein. Allerdings ist noch nichts in trockenen Tüchern. Aus dem Bauamt wurde uns mitgeteilt: „Zum Jugendclub liegen uns keine Informationen vor und auch Bauanträge liegen uns noch nicht vor.”
John Kühnel trägt die Verantwortung für den ehrenamtlich betriebenen Jugendtreffpunkt in Selbstverwaltung. Mitte Februar hat der Verein, der vom bezirklichen Jugendamt unterstützt wird, einen Brief vom Grundstücksbesitzer Konsum bekommen. „Darin wurde uns mitgeteilt, dass das Grundstück verkauft wurde und der Mietvertrag an den neuen Eigentümer übergeben wurde.” Da bekannt ist, dass der neue Eigentümer auf dem Grundstück Wohnungen bauen möchte, würde das das Aus für den Jugendclub bedeuten. „Der Konsum verrät uns nicht, wer der neue Besitzer ist mit der Begründung, das sei diesem so versprochen worden. Jetzt hängen wir ganz schön in der Luft”, so Kühnel. Das Bezirksamt wurde bereits informiert. Gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und dem Facilitymanagement wird versucht, eine Ausweichfläche für die Jugendfreizeiteinrichtung zu finden. „Ein Grundstück am Annweiler Weg befindet sich derzeit in der Prüfung”, erläutert Bezirksbürgermeister Oliver Igel in Vertretung für Jugendstadtrat Gernot Klemm in Beantwortung einer schriftlichen Anfrage. Perspektivisch sähe das Jugendamt aber eher die Notwendigkeit eine Einrichtung für sogenannte Lückekinder zu schaffen – also Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, die keine richtigen Kinder mehr, aber auch noch keine Jugendlichen sind.
In der sozialräumlichen Struktur Müggelheims sei insgesamt ein hoher Sozialindex mit einem stabilen sozialen Niveau zu verzeichnen. Neben den kommerziellen Angeboten, wie Musikschulen, die Ballettschule oder verschiedene Sportvereine kommt das nichtkommerzielle Angebot der Freiwilligen Feuerwehr. Doch die Zahl der Zuzüge von Familien mit Kindern wird perspektivisch auch in Müggelheim weiter zunehmen. Bereits seit 2016 sei ein stetiger Anstieg in den Hilfen zur Erziehung durch das Jugendamt in Müggelheim zu verzeichnen. Mehr als die Hälfte davon seien Hilfen als Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder. Perspektivisch würden deshalb eher sozialpädagogisch gesteuerte, präventive Angebote für Kinder der 5. und 6. Klasse benötigt, die sich von den bereits zur Verfügung stehenden kommerziellen Angeboten unterscheiden, heißt es aus dem Jugendamt.
Mit dem Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung in Müggelheim, die konzeptionell vor allem auf den Bedarf der Gruppe der „Lückekinder“ ausgerichtet wird, wäre die Versorgung in Müggelheim im Bereich der Kinder- und Jugendfreizeitarbeit gesichert.
Das ist die Altersgruppe, die sich im momentanen Müggeclub noch nicht gut aufgehoben fühlt. Obwohl das Jugendamt den Verein dahingehend berät und Angebotsvorschläge für Jüngere macht. Wenngleich Kühnel einräumt, dass inzwischen auch etwas Jüngere kämen, um zu quatschen, zu spielen oder einfach nur Musik zu hören. Allerdings hätten die etwa 15 Stammgäste trotzdem größtenteils ein Alter von 18 bis 25 Jahren. „Es sind sogar schon Kids von ehemaligen Clubbesuchern dabei”, zeigt sich Kühnel stolz. Der Müggeclub stünde aber allen offen. Einfach mal vorbeikommen, „wir freuen uns über jeden Besucher”. Sein Wunsch an einen Neubau: „Wir möchten gerne in die Planungen mit einbezogen werden.”
Mügge e.V., Alsenzer Weg 1, Di.-Do. 15-20 Uhr; Angebote: Dart, Billard, Basketball, Tischtennis, Textildruck