Bericht über die Pilgerwanderungen auf der Mönchsrepublik Athos


Der Heilige Berg Athos ist eine orthodoxe Mönchsrepublik mit autonomem Status in Griechenland


Geschafft: Die Wetterbedingungen waren gut, so dass Michael Bock (l.) das Gipeflkreuz auf dem Athos erreichen konnte

PRIVAT (3)

Das russisch-orthodoxe Kloster des Heiligen Panatleon in Athos, besser bekannt als Rossikon, wurde ursprünglich im 10. Jahrhundert gegründet

In Zusammenarbeit von Gemeindekirchenrat, Umweltkreis und Verein für Völkerfreundschaft e.V. konnten die Herren Michael Bock und Thilo Oyss für einen weiteren Vortrag über die Pilgerreisen zur Mönchsrepublik Athos gewonnen werden.
Die Ankündigung der Müggelheimer Pilgerbrüder Michael Bock und Thilo Oyss lockte am Sonnabend, den 21. April viele Interessierte in den Dorfklub. Es waren mehr als 60 Gäste erschienen, so dass die Falttür zur Bar geöffnet werden musste und zusätzlich Stühle herbeigeschafft wurden.
Als die Zuhörer den Raum betraten, empfing sie der Duft von Tee aus Kräutern der griechischen Berge, auf den Tischen befanden sich griechische Köstlichkeiten wie Oliven, Frischkäse, Süßigkeiten, alles liebevoll hergerichtet von Angehörigen der Familie Bock und Freunden des Vereins, um so für den Bericht eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.
Sabine Bock stimmte den Abend mit der Vorstellung des „Vereins für Völkerfreundschaft“ e.V. an.
Sie konnte über die vielfältige Arbeit und die Projekte des Vereins berichten. Der Verein unterstützt mitunter Kinderreiche Familien in Minsk, strahlengeschädigte Kinder der 2. Generation des Tschernobyl-Unglücks in Weißrussland, Projekte in Afrika und Lateinamerika. Dabei stellte sie auch eine Ikone vor, auf der Alexander Schmorell dargestellt ist, der als ein Mitglied der Gruppe „Weiße Rose“ hingerichtet und von der russisch-orthodoxen Kirche im Februar 2012 als Neumärtyrer Alexander von München heiliggesprochen wurde. Die russisch-orthodoxe Kirche übernahm aufgrund des hohen Engagements für den Verein für Völkerfreundschaft e. V. die Patronatschaft. Hier gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Abt des Klosters Götschendorf, Prior Vater Daniil Irbits, Sekretär des Erzbischofs von Berlin und ganz Deutschland.
Dann übernahm Michael Bock das Gespräch und berichtete über die Reisen zum Athos, wo er inzwischen mit seinen Pilgerbrüdern schon zum fünften Mal war.
Im Norden Griechenlands, unterhalb der zweitgrößten Stadt Thessaloniki befindet sich die Landschaft Chalkidike. Besonderes Kennzeichen sind ihre drei fingerartigen Halbinseln. Auf dem nordöstlichsten „Finger“ befindet sich die autonome Mönchsrepublik Athos mit dem Heiligen Berg Athos, 2033 Meter hoch. Diese autonome Region innerhalb Griechenlands ist seit mehr als tausend Jahren ein Zentrum des orthodoxen Mönchtums. Es gibt Grenzkontrollen bei Ein- und Ausreise, und eine Aufenthaltsgenehmigung wird nur auf orthodox-kirchliche Empfehlung erteilt, Frauen erhalten keinen Zutritt zur Insel.
Michael Bock berichtete mit zahlreichen Fotos über seine bisherigen Besuche auf dem Athos. Wenn man am Hafen ankommt, hat man – mit Gepäck – zuerst 1810 Stufen zum ersten Kloster „Anna“ (Mutter von Maria) zu ersteigen. Die Wanderungen führten die Pilgerbrüder auf landschaftlich sehr schönen Wegen, oft hoch über dem Meer und auf steilen Treppen von einem Kloster zum nächsten. Auf einem der Wege befindet sich eine Tafel mit einer griechischen Aufschrift, deren erster Teil in Übersetzung so lautet:
„Ihr nennt mich Herr, aber ihr gehorcht mir nicht,
ihr nennt mich das Licht, aber ihr seht mich nicht,
ihr nennt mich den Weg, aber ihr folgt mir nicht,
ihr nennt mich das Leben, aber ihr begehrt mich nicht,
ihr nennt mich die Weisheit, aber ihr wollt meinen Rat nicht, …“
Die weiten Wege führen zu uralten Klöstern und jedes dieser Klöster hat seine eigene weit in die Vergangenheit – ins 10. Jahrhundert – zurückreichende Geschichte. Ein erstrebenswertes Ziel der Wanderungen ist das Erklimmen des Gipfels des Athos Berges, beim fünften Besuch endlich erlaubten es die Witterungsbedingungen, dass der Gipfel erreicht wurde – ein Erlebnis, das Michael Bock noch lange begleiten wird.
Für die Zuhörer interessant war, was er über die unterschiedlichen Heiligen geweihten Klöster berichten konnte, über die Legenden der Heiligen, über die Anlässe der Entstehung der einzelnen Klöster in spätrömischer oder byzantinischer Zeit, über die Lebensweise der Mönche und ihre Gastfreundschaft. In den Klöstern befinden sich Bibliotheken mit wertvollen alten Büchern, Reliquien in kostbaren Schreinen, wertvolle Ikonen. Besonders an die Reliquien knüpfen sich viele Geschichten, z. B. gibt es den rechten Arm Johannes des Täufers, mit dem er einst Jesus im Jordan getauft hat. Interessantes wusste er auch über das Neue Russisch-orthodoxe Kloster des Heiligen Pantaleon („Allerbarmer“) zu berichten, das er erst auf einer der letzten Reisen besucht hat und dessen gewaltiger Bau direkt am Meer erst aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammt. Diesem Kloster hat im Jahre 2016 auch Präsident Putin anlässlich des 1000. Jahrestages der russisch-orthodoxen Kirche einen Besuch abgestattet.
Abschließend sagte Michael Bock, dass er ganz gewiss nicht zum letzten Mal auf dem Athos gewesen sei und dass schon die 6. Reise mit den Pilgerbrüdern geplant sei.
Nach einer kleinen Pause schloss sich ein Bericht von Thilo Oyss über die Taufe in der Taufkirche von Apolonia im Kloster „Marina“ (Schutzheilige der Gesundheit) nach griechisch-orthodoxem Ritus an.
Der erwachsene Täufling war mit einem weißen Taufkleid angetan und wurde in einer kleinen Wanne mit Wasser und Öl getauft, Freunde und Verwandte waren in seiner Begleitung. Er wurde auf den Namen des Heilligen Telemachos getauft. Hierzu konnte er natürlich die ganze Geschichte um Telemachos erzählen.
Im letzten Drittel der Veranstaltung konnte der griechische Pilgerbruder Dimitrios K., der eigens wegen der Veranstaltung angereist war, über die Oliven-
ernte, Ölherstellung mit Ölverkostung berichten. Olivenöl ist das einzige Öl, das nicht aus den Samen einer Pflanze, sondern aus der Frucht gewonnen wird. Er stellte viele Produkte vor, die man auch schon vor Ort verkosten konnte.
Für alle Berichte und allen Helfern bei der angenehmen Ausgestaltung der Veranstaltung wurde mit reichlich Beifall gedankt.
Einen abschließenden Höhepunkt bildete eine Auszeichnung durch den Verein für Völkerfreundschaft, hier verlieh Michael Bock die Ehrenmedaille der Klasse III mit einer schönen Urkunde an Dr. Horst König für sein langjähriges Engagement im Umweltkreis. JH, MB, HK