Der Wald im Hitzekoller – und so manch menschlicher Geist gleich mit

Von Simone Jacobius

Die zwei Seiten eines schönen Sommers: Zum einen freuten sich die Menschen über eine sehr lange Badesaison, zum anderen war es viel zu trocken

Dieser Sommer hat es wirklich in sich: Sonne, Hitze, Trockenheit und häufig auch Wind. Alles Faktoren, die unseren Wäldern nicht gerade gut getan haben. Die Folgen werden bei den ersten Bäumen wie Kastanie, Eiche, Buche wahrscheinlich schon im kommenden Jahr auftreten. Bei anderen nicht so stark Früchte tragenden wahrscheinlich erst in zwei Jahren.
So mancher Müggelheimer fragte sich angesichts der anhaltenden Trockenheit, was bei uns geschähe, wenn ein Waldbrand ausbrechen würde wie bei Athen, oder etwas näher auch in Treuenbrietzen in Brandenburg. Mehr als 300 Hektar Wald standen dort in Flammen, rasend schnell durch den Wind verbreitet. Drei Dörfer mussten evakuiert werden –nur sicherheitshalber, die Häuser blieben glücklicherweise unbeschadet. Auch Fichtenwalde am Potsdamer Autobahndreieck stand kurz davor evakuiert zu werden. Der verbrannte Wald reicht bis an die Autobahn heran.
Was passiert eigentlich, wenn es um Müggelheim anfanen sollte zu brennen? Wie von unserer Freiwilligen Feuerwehr zu hören war, gibt es dafür keine Katastrophen- oder gar Evakuierungspläne. Auch von der Berliner Feuerwehr wurde dies verneint. Allerdings würde gerade an Evakuierungsplänen für Berlin gearbeitet werden, allerdings nicht speziell auf Waldbrände gemünzt. Doch die Sorgen, die manch Müggelheimer angesichts solcher Vorstellungen hat, sahen beide Seiten als nicht berechtigt an. Die Feuerwehr sei gut vorbereitet für solche Fälle. Es müsse schon sehr starker Wind herrschen, dass es zu einer Feuerwalze oder einem Wipfelbrand käme. Außerdem seien Berlins Wälder in Jagen, also Abschnitte, aufgeteilt, die teilweise durch breite Wege voneinander getrennt seien. Und es gäbe genügend Hydranten im Wald, die gerade erst von unserer Freiwilligen Feuerwehr auf Funktionstüchtigkeit überprüft wurden.
Und geschehen ist bisher wirklich kaum etwas, und vor allem nichts Ernstes: Am
3. August haben 100 Quadratmeter Waldboden im Revier Teufelssee gebrannt, am 20. Juli 150 Quadratmeter im Revier Müggelsee. Nichts Besorgniserregendes, wie Thorsten Wiehle, Sprecher der Berliner Forsten meint. Und im Falle eines Falles, wenn es doch mal stärker brennen sollte, müssten wir wohl Rettung im nächsten See suchen – denn die beiden einzigen Fluchtwege, Straße Richtung Gosen und Köpenick, führen ja auch durch den Wald.
Ursache für Waldbrände sind in der Regel unachtsame Menschen. Brennende Kippen, die aus dem Autofenster geschmissen werden. Raucher, die auch beim Spaziergang im Wald oder am Strand nicht ohne können. Jüngst wurde in der Müggellandstraße die Polizei gerufen, weil ein Anwohner in einer Feuertonne Pappe verbrannte – unmittelbar am Waldrand und zum wiederholten Male. Trotz der lodernden Flammen, sprühenden Funken und 37 Grad blieb es bei einer Verwarnung durch die Polizei. Erst beim dritten Mal gäbe es eine Anzeige, hieß es von den Ordnungshütern. Da kann man nur auf den gesunden Menschenverstand setzen und hoffen, dass es gar nicht erst zu solchen Aktionen kommt. Letztendlich ist der verheerende Brand mit mehr als 90 Toten in Griechenland auch durch einen Bewohner ausgelöst worden, der seine Gartenabfälle verbrannte und dann das Feuer nicht richtig löschte.
Übrigens gibt es dafür auch entsprechende Gesetze. Nach dem Berliner Landes Waldgesetz (§ 19+21) gilt ein ganzjähriges Verbot für Grillen, Rauchen, Feuer bei weniger als 100 Meter Abstand zum Wald. Ausgenommen davon sind Grundstücksbesitzer auf ihrem eigenen Grundstück: Hier muss der Sicherheitsabstand von 30 Metern zum Wald eingehalten werden. Und bei extremer Trockenheit, bei der bei unseren brandenburgischen Nachbarn die Wälder teilweise gar nicht mehr betreten werden dürfen, muss es kategorisch „Nein!” zum offenen Feuer heißen. Das Leben ist zu schön, um es durch eine Leichtsinnigkeit aufs Spiel zu setzen!
Wie kommen eigentlich die Tiere mit der Trockenheit zurecht? „Bei den Waldtieren ist mir nicht bekannt, das diese unter der Trockenheit sehr zu leiden haben. In diesem Jahr haben wir eine sehr stark ausgeprägte Eichenmast, die dazu führt, dass bereits seit Wochen für die Wildschweine ‚der Tisch reich gedeckt ist‘”, sagt Wiehle. Allerdings sei durch die Trockenheit die Population der Mücken sehr gering. „Das werden mit Sicherheit die Vogelarten merken, die sich in den anderen Jahren über die Mückenlarven in den Pfützen und kleinen Tümpeln hermachen”, sagt der Forstmann.
Nochmal zurück zu den Bäumen. Generell kommen Tiefwurzler besser mit der Trockenheit klar als Flachwurzler. Aber auch die Kiefern als Tiefwurzler haben die Trockenheit zu spüren bekommen. Denn in manchen Regionen Berlins ist das Grundwasser schon so tief gesunken, dass selbst sie mit ihrer Pfahlwurzel das Wasser nicht mehr erreichen können. Stattdessen versuchen die Kiefern dann mit einem weit gefächerten Wurzelwerk unterhalb der Oberfläche so viel Wasser wie möglich aufzunehmen. Die Folge wird sein, dass junge Bäume und Baumarten, die keine tiefenWurzeln haben, jetzt deutlich mehr leiden.