Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Haben Sie von dem schweren Unfall in der Nacht zum 20. Oktober gehört? Fünf Jugendliche, um die 16 Jahre, bei uns in Müggelheim, auf dem Gosener Damm. Sie haben die Schlüsselkarte eines Mannes entwendet, der sich ein Auto der Luxusklasse gemietet hatte. Eine kleine Spritztour sollte es werden, dass der 16-jährige Fahrer auch schon Alkohol intus hatte, tat der Abenteuerlust der vier Jungs keinen Abbruch. Schade nur, dass die kleine Spritztour letztlich an einem Baum endete. Sie haben Glück gehabt, wurden „nur“ verletzt – und hatten es mit der Polizei zu tun. Was mich so betroffen macht, ist nicht allein der Unfall, sondern die eigene Hilflosigkeit. Wer Kinder hat, weiß, wovon ich rede. Man kann noch so viel reden, mahnen, drohen, von schlechten Beispielen erzählen – es nützt nichts. Sie müssen anscheinend alle ihre Erfahrungen selber machen, leichtfertig, übermütig, eben jugendlich. Mal mehr, mal weniger gefährlich.
Wer jetzt sagt, dass sind doch längst nicht alle und sie gehören doch einer bestimmten Gruppe an, täuscht sich. Da gibt es den Akademikersohn, der sich ein Auto „ausleiht”, einfach weil es offen steht, den Doktorensohn, der wild in der Gegend herum-
sprayt, die Lehrertochter, die in ihrem ersten Rausch nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Auch ich habe als Jugendliche Sachen ausprobiert, vor denen meine Eltern mich gewarnt hatten. Warum? Wahrscheinlich um anders zu sein als sie. Das Tragische ist, dass immer mehr dieser jugendlichen Abenteuer fatal enden, manchmal sogar tödlich. Und gerade bei uns, weil die Strecke anscheinend zum Rasen einlädt und wenig Polizei unterwegs ist. Ich werde trotzdem nicht aufhören zu reden. Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben... Und letztlich gefährden sie ja auch nicht nur sich selbst, sondern möglicherweise andere Verkehrsteilnehmer, treiben die Eltern ins Unglück und sind selbst noch unglücklicher, wenn sie vielleicht überlebt, aber nun querschnittgelähmt sind.

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