Geschichten aus dem Müggelwald

Trabbi erzählt wahre Waschbär-Geschichten

Von Ingrid Zweiniger

„Es wird ein gemütlicher Waschbärnachmittag auf unserem Grundstück. Fritzi, hast du Zeit, dir einige Waschbärgeschichten anzuhören?”
Trabbi war allein, sein Fritzelchen war nirgendwo zu sehen. „Dann werde ich warten”, sagte er sich. Trabbi wartete und wartete, bis nach einer langen, langen Zeit sein Kätzchen endlich nach Hause kam. „Fritzi, komm zu mir, wir wollen eine Waschbärengeschichtenstunde machen.” „Also Trabbi, erstmal muss ich etwas fressen, dann muss ich ein bisschen schlafen und dann habe ich Zeit für dich. Alles klar?” „Dann mache ich dir einen anderen Vorschlag. Morgen soll schönes Wetter sein und wir machen einen gemütlichen Geschichtenerzählnachmittag. Was hältst du davon?” „Prima Trabbi, das gefällt mir. Bis bald, ich freu mich schon auf morgen.”
Am nächsten Tag war es dann so weit. Beide Tiere trafen sich wie immer in der Tannenhecke. „So Trabbi, nun bin ich gespannt, was das für ein Waschbärennachmittag wird. Wo sind denn eigentlich die Waschbären? Wenn es ein Waschbärenfest werden soll, dann müssen die doch auch hier sein?”
„Fritzi, beruhige dich. Du hast gestern etwas missverstanden. Ich habe gesagt, wir machen einen Waschbärengeschichtennachmittag. Da kommen keine Waschbären zu uns auf Grundstück, sondern die Waschbären sind in meinem Kopf. Alles verstanden, mein Kätzchen?”
Fritzi schaute ihren Hund ungläubig an. „Trabbi, du spinnst. Wie sollen denn diese großen Tiere in deinen kleinen Kopf reinkommen?”
„Also jetzt stimmt irgendetwas nicht bei dir, Fritzi. Hör gut zu. Ich habe dir gesagt, ich erzähle Waschbärgeschichten, d.h. ich habe etwas gehört über die Waschbären, was ich dir erzählen will. Alles klar?”
„Ja, alles klar. Leg los, ich freu mich auf die Geschichten.”
„Ich fange gleich mit der ersten Geschichte an. Ich habe sie von Frauchen gehört, als sie sich mit Herrchen darüber unterhalten hat. Aber vorher muss ich dich noch fragen, ob du weißt, was ein Kran ist und was Berlin ist?”
„Also Trabbi, ich bin doch nicht doof. Berlin ist unsere Stadt und ein Kran ist ein riesengroßes Baugerät. Ich weiß sogar wie groß es ist, so um die 70 Meter hoch. Da staunst du, dass ich auch mal was weiß...”
„Also gut, es geht los. Ein Waschbär hat sich aufgemacht und ist in die Großstadt gelaufen. Er kam an einem Kran vorbei und dachte, na prima, da muss ich doch mal raufklettern. Dann hat er sich auf den Weg gemacht und ist die 70 Meter hinaufgekraxelt. Als er oben angekommen war, war er fix und fertig. Und was hat er gemacht? Er hat sich in das kleine Fahrerhäuschen auf den Fahrersessel gesetzt um sich auszuruhen und unsere schöne Stadt von oben anzuschauen. Aber so ein Kran ist ja ein Arbeitsgerät für die Bauarbeiter. Als die ersten Bauarbeiter dann am Morgen ihre Arbeit machen wollten, hat der Waschbär sie angefaucht und sie wieder nach unten geschickt. Die Arbeiter haben die Polizei gerufen und die ist gekommen und hat den Bauarbeitern geholfen. Sie sind nach oben gegangen, haben den Waschbär in eine Decke gewickelt und als sie unten ankamen, haben sie ihn in eine Tierbox gesteckt und ihn in der freien Natur wieder ausgesetzt.”
„Na das ist ja eine Geschichte. Ziemlich frech und mutig , dieses Bärchen”, meinte Fritzi.
„So, nun kommt noch eine Geschichte. Ein Waschbär klettert durch ein Kellerfenster in ein Haus. Dann sieht er sich von dort aus im ganzen Haus um. Er ist neugierig und wühlt alles durcheinander, alle Schränke und Schubladen. Nach der vielen Arbeit hat er Hunger und räumt auch noch den Kühlschrank aus. Alles was ihm geschmeckt hat, hat er gefressen. Dann tut ihm der Bauch weh und müde ist er auch. Er geht in die Schlafstube und legt sich dort ins Bett. Als am Abend die Bewohner des Hauses von der Arbeit nach Hause kommen, sind sie schockiert. So ein Chaos, wer hat das angerichtet? Dann finden sie den Waschbären in ihrem Bett und sind erstmal zufrieden, dass es kein Einbrecher war. Dann nehmen sie den Wüstling und schmeißen ihn einfach aus ihrem Haus raus.”
„Also Trabbi, das sind ja Geschichten. Den Chaoten möchte ich mal kennenlernen. Weißt du, wo der ist?”
„Ja, der ist bei uns im Müggelwald. Und nun kommt die dritte Geschichte. Vor ein paar Tagen waren sogar zwei Waschbären bei Tretjak und Holly auf dem Grundstück. Tretjak und Holly fanden das nicht gut und Tretjak wollte beide Waschbären vom Grundstück jagen. Und weißt du was der Bär gemacht hat? Er hat Tretjak mit seiner Pfote eins auf die Nase gehauen. Sie hat geblutet, war aber nicht schlimm. Und dann ist Frauchen gekommen und wollte sie mit einem Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch vertreiben. Aber die Waschbären haben sich über den Wasserstrahl gefreut. Sie sind noch eine Weile geblieben, bevor sie dann in den Wald abgehauen sind.” „Trabbi, prima Geschichten. Das ist ja wie in einem Krimi. Danke Trabbi, ich freu mich schon auf den nächsten Geschichtenerzählnachmittag.”

Ein herzliches Dankeschön an Peter Augustinski. Er hat die Zeichnung für die Geschichte gemacht. Ich glaube, der Waschbär wird sich freuen, wenn er das Bild sieht