Wenn die BER-Verantwortlichen durch den Kakao gezogen werden

Fluglärmkabarett in Müggelheim

Von Simone Jacobius

Bereits zum zweiten Mal kommt das Fluglärmkabarett wieder nach Müggelheim. Ihre Mission: unsere Lachmuskeln zu strapazieren. Begeben Sie sich mit Claudia Dornath, André Rauscher und Mario Eckardt auf eine unglaubliche Zeitreise. „Im Zeichen der ewigen Baustelle/BER – die tollkühne Reise in unglaublichen 80 Minuten zum verrückten Mittelpunkt einer vergessenen Welt“ lautet der Titel des „Fluglärmkabaretts 2.0“, welches am 14. September im Dorfklub „Alte Schule” auf dem Anger gastiert. Das Trio kommt auf Einladung der BVBB-Ortsgruppe und des Heimatvereins, denn nicht alles was ernst ist, muss auch ernst herüber kommen.
Claudia Dornath, André Rauscher und Mario Eckardt wollen in wechselnden Rollen bei den Zuschauern für einen lustigen, aber auch nachdenklich machenden Theaterabend sorgen.
In der 1895 von H. G. Wells ersonnenen Zeitmaschine wird ein Zeitrahmen von etwa 100 Jahren, rund um das Flughafendesaster, bereist. Dabei werden so manche denkbaren und undenkbaren Konsequenzen des großen Scheiterns humoristisch aufgespießt...
Das Abenteuer beginnt in den geheimnisvollen Ruinen eines längst vergessenen Ortes am Rande Berlins. Wenn drei Forscher sich dann auf eine Zeitreise durch die Etappen der unmöglichen Eröffnung des BER begeben und über das Jahr 2018 hinaus in unbekannte Dimensionen vordringen, stockt auch dem erfahrensten Flughafennutzer der Atem. Ihre Flugbegleiter sind die charmante Archäologin Clarissa Blond, der kauzige Zukunftsforscher Prof. Dr. von Rausch und der jobcenterfinanzierte Mumienjäger Mario E. aus Berlin.
Als roter Faden führt der denglisch sprechende Reiseführer Mario („welcome to beauty-feld“) die internationale Gästeschar an den Schauplatz des Geschehens. Dabei wird er den Flughafenbau erst voller Euphorie preisen, um zum Schluss komplett die Nerven zu verlieren.
Der auf spielerische Weise vorgetragene Rundumschlag auf die Fehlschläge des Projekts ermöglicht auch dem Unbedarftesten, die Abgründe an der Berliner Stadtgrenze zu überblicken. Neben den bekannten Pannen des Projekts, wie Brandschutz oder zu kurze Rolltreppen, wird auch der fast religiöse Glauben an das Gelingen des Projekts thematisiert. Die Verantwortlichen – aber nicht zur Verantwortung gezogenen – Hauptdarsteller im echten Leben, werden genüsslich durch den wahrscheinlich nicht per Luftfracht importierten Kakao gezogen.
Das Stück führt die Zuschauer durch verschiedene Epochen des vergangenen Jahrhunderts, in denen u.a. die Stimmen von Brecht oder Honecker völlig neue Blickwinkel auf die verpassten Möglichkeiten des BER geben. Historische Verknüpfungspunkte werden geschickt ins Spiel eingearbeitet. Dabei finden nicht nur bereits verblichene („Zentralflughafen Walter Ulbricht“), sondern auch heute aktive Führungsfiguren von Merkel bis Trump ihre Rolle im Lärmschutzkabarett 2.0. Bei der Spurensuche für das Projekt BER geht das Trio fast bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts zurück, endet aber nicht im Jahr der jetzt geplanten Eröffnung 2020 – warum nur?
Neben den klassischen Komponenten des Kabaretts – Schauspiel, Gesang und Begleitmusik – werden die Handelnden am BER per Videoeinspielung auf die Bühne geholt. Freuen Sie sich auf 80 lustige, kurzweilige und kritische Minuten. Die dargebrachte Satire bläst, im Sinne von Kurt Tucholsky, die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.
Das Programm beginnt um 19 Uhr. Karten zum Preis von 10 Euro sind vorab erhältlich während der wöchentlichen Bürostunden des Heimatvereins jeden Mittwoch zwischen 16.30 und 18 Uhr im Dorfklub oder in der Redaktion des Müggelheimer Boten im Darsteiner Weg 36a nach vorherigem Anruf (65 90 87 05). Eventuelle Restkarten werden noch an der Abendkasse verkauft.