Tränen statt Spitzentanz

Ballettstudio hat seine Kündigung zum Jahresende erhalten

von Simone Jacobius

Gerade noch haben wir über die große festliche Gala der Ballettschule Brigitte Bätz berichtet, plötzlich ist alles anders. Die Ballettschule sieht sich in ihrer Existenz bedroht. Denn die Räume direkt am Dorfanger wurden zum Jahresende gekündigt. Nun stehen die kleinen und großen Tanzmäuse plötzlich vor dem Aus.
„Es kam völlig überraschend für uns“, sagt Inhaberin Brigitte Bätz. „Wir suchen jetzt händeringend nach etwas Neuem in Müggelheim. Denn unsere teilweise noch sehr jungen Ballettmäuse können Strecken nach außerhalb von Müggelheim nicht alleine zurücklegen und den Eltern sind weite Strecken nicht zuzumuten“, erklärt die gelernte Tänzerin. Allerdings haben sie auch schon im Müggelpark in Gosen geguckt – erfolglos. Und im Ort haben sie beim Konsum und bei Aldi nachgefragt und haben sich die leeren Räumlichkeiten im Müggelhof angeguckt. Doch die waren zu klein.
120 bis 130 Kinder besuchen die Ballettschule, an der auch Hiphop und Jazzdance angeboten werden. Aber auch ältere Semester gehen in die Tanzschule. Sieben „Ballettis” zwischen 40 und 84 haben sich erst im reiferen Alter einen Traum erfüllt und mit dem Tanz angefangen.
Seit zwölf Jahren gibt es die Tanzschule, seit neun Jahren ist sie in den Räumen neben der Downtown Garage zu Hause. Als die Nachricht kam, flossen erst einmal viele Tränen. Vor allem die Erwachsenen habe die Nachricht sehr mitgenommen, erzählt Margot Heinrich, eine der „Ballettis”.
Die Tanzschule könne bleiben, wenn sie mehr Miete zahlen würde, sagt Besitzerin Ngoc Kahn, der vor allem die Kinder leid tun. „Aber”, sagt sie „ich habe die ganzen Jahre die Miete stabil auf sehr niedrigem Niveau gelassen. Jetzt muss ich an meine Rente denken. Sonst kann ich davon nicht leben”, bedauert sie selber. Deswegen hat sie die Miete von 500 Euro verdoppelt und verlangt auch mehr Betriebskosten, obwohl andere Gewerbe sogar 1500 Euro Miete zahlen würden, wie sie betont.
„Das kann ich nicht auf die Mitgliedsbeiträge umlegen”, sagt Brigitte Bätz und ist ratlos. Denn nicht nur die Miete muss über die Beiträge aufgebracht werden. Auch Brigitte Bätz und vier weitere Tanzlehrer müssen davon bezahlt werden.
„Wir haben zwar in den neun Jahren noch nie eine Mieterhöhung bekommen, aber dafür haben wir als Gegenleistung sehr viele Reparaturen selber gemacht“, erzählt die Ballettlehrerin. Trotzdem, die Kündigung ist korrekt, heißt es nach anwaltlicher Prüfung. Jetzt muss eine Lösung her, damit das Ballettstudio bestehen bleiben kann. Die Besitzerin hat auch Vorschläge: „Die Räume stehen bis zum späten Mittag leer. Da könnten sie doch durch andere Gruppen, wie Yoga oder Reha, genutzt werden zur Untermiete.” Wenn dann die Mitgliedsbeiträge moderat angehoben würden, könnte die Miete gezahlt werden.
Auch Bürgermeister Oliver Igel hat sich schon eingeklinkt und den Kontakt zu zwei Investoren (bei Edeka und Werkstein) vermittelt, bei denen das Ballettstudio vielleicht einziehen könnte. „Aber das sind Bauvorhaben, die noch nicht mal die Baugenehmigung haben. Wir müssen aber zum Jahresende raus”, sagt Brigitte Bätz. Also heißt es weiter bangen und hoffen, dass sich neue Räume finden. Denn für die Kinder ist es ein wichtiger Anlaufpunkt im Ort, und ein ganz familiärer, wie Tanzlehrer Alexis betont, dessen Existenz im Falle einer Schließung auch bedroht wäre.