LED Licht schadet den Augen – vor allem bei Kindern

Von Michael Emmerich

Ich bin seit vielen Jahren in der PRO RETINA Leiter des Arbeitskreises seltene Erkrankungen. In diesem Arbeitskreis gibt es viele Patientengruppen, die sich für erblich bedingte Netzhautdystrophien (Netzhautfehlbildungen) einsetzen. Daher ist für uns das Thema Schädigung der Augen durch Licht äußerst wichtig und nimmt einen großen Raum ein. Mir ist wichtig zu zeigen, wie vorsichtig man mit bestimmten Lichtquellen umgehen muss. 
Neueste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass ein bestimmtes Lichtspektrum von LED Leuchtmitteln unseren Augen schadet. Verbaut in Flachbildschirmen und Glühlampen sind diese Lichtquellen nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken und wirken über viele Stunden auf uns ein. Licht spielt eine entscheidende Rolle in unserem Leben und steuert auch wichtige Prozesse in unserem Körper, wie zum Beispiel den Schlaf–Wachrhythmus. Dass Licht auch einen schädigenden Einfluss haben kann, merken wir schnell, wenn wir uns im Sommer längere Zeit der direkten Sonnenstrahlung aussetzen. Doch was als Sonnenbrand wahrgenommen werden kann, lauert im Verborgenen auch im Licht von LEDs. Dort ist die schädliche Strahlung zwar erheblich geringer und nur auf ein kleines Lichtspektrum begrenzt, jedoch ist sie immer noch stark genug, um über längere Zeit Schäden in der Netzhaut zu verursachen. Sie führt dort zu fotochemischen Reaktionen und einer starken Bildung von freien Radikalen bis hin zum Zelltod.
Bei Menschen, die bereits Augenerkrankungen haben, wie bestimmte Formen erblich bedingter Netzhautdystrophien, ist der schädigende Einfluss noch erheblich höher. Grund dafür ist eine krankhafte Ansammlung einer gelblich braunen Substanz aus Stoffwechselabfallprodukten mit Namen Lipofuszin. Lipofuszin ist fototoxisch! Es führt ab einer bestimmten Beleuchtungsstärke zum Absterben von Pigmentepithelzellen.
2008 schloss sich der Brillenhersteller Essilor mit dem Institut de la Vision Paris – eines der führenden Forschungszentren in Europa im Bereich Augenerkrankungen und Sehen – zusammen, um ein hochentwickeltes Forschungsprogramm zur „Gesunderhaltung der Augen“ zu initiieren. Innerhalb eines vierjährigen Forschungsprogramms ist es gelungen, den Teil des sichtbaren Lichtspektrums zu identifizieren, der schädlich für bestimmte Zellen der Netzhaut ist: Blau-Violettes Licht mit einem Lichtspektrum von 415 bis 455 Nanometer. Dieses Spektrum ist ebenfalls in LEDs enthalten und begegnet uns daher inzwischen über viele Stunden auch in Gebäuden. Vor allem sehbehinderte Menschen, die einen sehr geringen Abstand zu Flachbildschirmen benötigen, setzen sich unbewusst über längere Zeit intensiv diesem Spektrum aus.
Neben den Menschen, die von einer bestimmten Netzhauterkrankung betroffen sind, benötigen vor allem Kinderaugen einen besonderen Schutz vor dem kurzwelligen Licht. Bis zum zehnten Lebensjahr sind die Augenlinse und die Hornhaut bei ihnen extrem transparent, so dass die Netzhautzellen einem übermäßig hohen Anteil an schädlichem ultraviolettem und blauem Licht ausgesetzt sind. Viele Eltern achten daher bei ihren Kindern auf das Tragen von Sonnenschutzgläsern bei Sonnenschein, ahnen jedoch nicht, dass Licht von Handys oder Computern über längere Zeit bei ihren Kindern verstärkt die Zellen der Netzhaut schädigen kann.