Den Eichen geht es wieder schlechter
Der Waldzustandsbericht Berlin 2017 liegt vor
von Simone Jacobius
Es geht ihm so leidlich. Der Berliner Wald weist etwas mehr Schäden auf als im Vergleich zum Vorjahr. Aber noch auf einem insgesamt zufriedenstellenden Niveau. Diese Bilanz zog Umweltsenatorin Regine Günther bei der Vorstellung des diesjährigen Waldzustandberichts Anfang Dezember. Allerdings habe der Wald durch die heftigen Sturmschäden im Herbst letztlich doch ein schweres Jahr hinter sich.
Bäume reagieren in der Regel etwa um zwei Jahre zeitversetzt auf das Wetter. Daher ist die für die Waldbäume ungünstige Witterung der Jahre 2015 und 2016 mit heißen, trockenen Sommern, Grund für den Anstieg der sichtbaren Schäden an den Baumkronen, vor allem an den Eichen. Während der Zustand der Kiefern weitgehend stabil blieb, sind 34 Prozent der Eichen (Zunahme um 13 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr) deutlich geschädigt und nur noch 22 Prozent (minus 15 Prozentpunkte) ohne Schäden. Laubbäume wie Eichen reagieren im Vergleich zu Nadelbäumen schneller auf Stressfaktoren, was sich in deren diesjährigen Gesundheitszuständen ablesen lässt. Biotische Schäden durch Insekten und Pilze wurden in diesem Jahr hingegen weniger festgestellt.
Die Kiefer hatte sich bis 2003 von dem ersten Höhepunkt der Schadensentwicklung im Jahr 2001 erholt. In Folge des Jahres 2003 stiegen die deutlichen Schäden aber weiter bis 2005 auf einen neuen Höchstwert von 34 Prozent. Ab 2006 setzte bis 2016 wieder eine Erholung auf nur noch 6 Prozent deutliche Schäden ein, die 2011 nur kurzfristig unterbrochen war. Im Jahr 2017 wurde diese Entwicklung mit einem leichten Anstieg der deutlichen Schäden um 2 Prozentpunkte erneut unterbrochen. Die mittlere Kronenverlichtung stieg 2017 auf 17 Prozent.
Die Eichen haben mit über 20 Prozent Waldflächenanteil in Berlin besondere Bedeutung. Ihr Kronenzustand wurde nach dem Trockenjahr 1992 im Jahr 1993 mit 43 Prozent deutlichen Schäden aufgenommen. In den Jahren 1994 bis 1996 war eine Zustandsverbesserung und Stabilisierung des Kronenzustandes erkennbar. Seit 1999 nahm der Anteil deutlich verlichteter Eichen in zwei Etappen zu, der Anteil von Eichen ohne Schäden entsprechend weiter ab. Für die erste Etappe 1999 bis 2003 war der Ausgangspunkt im Jahr 1998 zu suchen wo ein starkes Niederschlagsdefizit Auslöser der Stressreaktion gewesen sein könnte. Die zweite Etappe wird durch den Rekordsommer 2003 ausgelöst. Von diesem Stressereignis konnten sich die Eichen in Berlin bis 2012 nicht erholen. Von 2013 bis 2016 ist eine sehr deutliche Regeneration des Kronenzustandes der Eichen beobachtet worden. Der Anteil deutlicher Schäden sank um über 50 Prozent, sogar der Anteil von Eichen ohne sichtbare Schäden stieg 2016 auf einen neuen Rekordwert von 37 Prozent. Wie die Kiefern haben auch die Eichen 2017 einen wieder etwas verschlechterten Zustand. Die deutlichen Schäden nahmen um 13 Prozentpunkte auf 34 Prozent zu. Die Schadstufe 0 nahm auf 22 Prozent ab (-15 Prozentpunkte). Die Eichen haben damit weiter ein hohes Niveau der Kronenverlichtung, haben sich aber unter günstigen Witterungsbedingungen als fähig zur Regeneration erwiesen. Die mittlere Kronenverlichtung ist auf 25 Prozent gestiegen.
Im Jahr 2015 wurde zudem die bisher stärkste Intensität der Fruktifikation der Eichen erfasst, die sich 2016 nahezu in gleicher Intensität wiederholte. Das wird als Zeichen der dafür ausreichenden Energiereserven gesehen. Die lange Dauer der Stagnation der Schäden auf hohem Niveau nach den Trockenjahren 2003 und 2006 schränkt die positive Zustandsbeschreibung deutlich ein, da diese Trockenjahre mit dem Klimawandel häufiger zu erwarten sind. Trotz hoher Niederschläge in der Vegetationsperiode weist die Eiche 2017 wie auch nach den Trockenjahren 2015 und 2016 eine schlechte Belaubung auf.
Umweltsenatorin Regine Günther: „Im Prinzip ist der Berliner Wald in keinem schlechten gesundheitlichen Zustand. Die ,grüne Lunge‘ der Stadt versorgt die Stadt nicht nur mit sauberer Luft, sondern bietet Millionen von Menschen auch Erholung. Damit der Wald künftig den Klimaveränderungen gewachsen ist, wird er weiter entwickelt und zukunftsfähig gemacht. Allein in diesem Jahr wurden deshalb mehr als 110 Hektar Wald mit über 400.000 Bäumen zusätzlich gepflanzt. Extreme Wetterereignisse wir der Sturm Xavier Anfang Oktober verursachten Schäden, die schnellstmöglich behoben werden müssen. Sie zeigen aber auch, dass wir vor allem die Straßen- und Parkbäume den veränderten Klimaverhältnissen anpassen und Bäume nachpflanzen müssen.“
Damit die Berliner Wälder dem Klimawandel gewachsen sind, werden Kiefernwälder seit 2012 durch Laubbäumen angereichert und mittelfristig in einen klimatoleranteren Mischwald umgewandelt (Mischwaldprogramm). Davon zeugen auch die vielen Schonungen in unseren Revieren. Bis heute wurden auf 600 Hektar Waldfläche in Berlin etwa zwei Millionen Laubbäume gepflanzt.
Nicht mit eingerechnet in die Statistik sind die Auswirkungen der Herbststürme Xavier und Herwart, die schwere Schäden an den Berliner Bäumen verursachten. Mindestens 46.000 Bäume sind in den Berliner Wäldern umgestürzt oder stark geschädigt. In den Berliner Straßen, Parkanlagen und Friedhöfen wurden mindestens 10.000 Park- und Straßenbäume durch den Sturm geschädigt. Die Bezirke erhielten 1,2 Millionen Euro als Sofortmaßnahme, damit die gröbsten Schäden beseitigt werden können. Darüber hinaus wurde der Etat für Verkehrssicherungsmaßnahmen von Bäumen in den Berliner Wäldern erhöht.
Während im Wald überwiegend einzeln stehende Bäume umfielen und sich an diesen Stellen der Wald aufgrund seines Jungbaumbesatzes selbst verjüngt, müssen die Straßen- und Parkräume so schnell wie möglich nachgepflanzt werden. Mit der Berliner Stadtbaumkampagne unterstützt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz das Vorhaben. Bis Jahresende 2017 werden mithilfe vieler Spenderinnen und Spender über 7500 zusätzliche Straßenbäume seit Beginn der Kampagne zusätzlich zu den regulären Baumpflanzungen der Bezirke gepflanzt worden sein.
Weitere Informationen zu den Waldzustandsberichten finden Sie hier: www.berlin.de/senuvk/forsten/waldzustandsberichte/