Mehr Hygiene im Kampf gegen Grippeviren erforderlich

Von Henny Deda

Kommt sie wieder? Nein, ich meine nicht die Sendung „Zum Blauen Bock“, ich meine die Grippewelle, welche vergangene Saison durch Deutschland und Müggelheim marschierte. Die Gesamtzahlen der Erkrankungen 2017/2018 waren in Deutschland so hoch wie noch nie. Neun Millionen Menschen waren von der echten Grippe (Virus) oder einem grippalen Infekt (Bakterien) betroffen. Das belegen Aufzeichnungen der AGI (Arbeits-Gemeinschaft Influenza), welche im Jahr 1992 ins Leben gerufen wurde.
Haben wir überhaupt eine Chance den Grippeviren zu entkommen? Was können wir vorbeugend unternehmen, um das Ansteckungspotential so gering wie möglich zu halten? Welche Rolle spielt die Hygiene dabei? Was kann jeder einzelne von uns tun?
Vom RKI (Robert Koch Institut) gibt es Hygienevorschriften, welche im privaten Bereich wie auch in Betrieben eingehalten werden sollten. Ich frage mich schon seit langem, wie Hygienevorschriften in der Nahrungsmittelindustrie aussehen und wie diese in den unterschiedlichen Bereichen eingehalten werden? Hier meine ich im Besonderen Bäckereien. Wie sieht der Umgang mit Broten aus, welche mich aus den gut bestückten Regalen regelrecht anlachen?
Wenn ein infizierter Kunde oder Verkäufer niest oder hustet, herrscht Ansteckungsgefahr. Millionen Keime schießen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60km/h aus der Mundhöhle. Wo sie landen, kann sich jeder Leser wohl selber beantworten. Deshalb ein Tipp an alle: Wenn kein frisches Taschentuch zur Hand ist – bitte in die Armbeuge niesen, damit die Ausbreitung des Erregens so gering wie möglich gehalten wird. Denn die Hände stellen ein besonderes Infektionsrisiko dar.
Mit Erschrecken stelle ich oftmals fest, das Backwaren immer noch ohne Handschuhe oder anderer Hilfsmittel vom Bedienungspersonal in die Tüte wandern. Habe ich Fragen zu einer bestimmten Brotsorte, beobachte ich folgendes. Das besagte Brot wird angefasst, umgewendet und zurückgelegt, falls mir eine Zutat nicht zusagt. Das nächste Brot wartet schon auf die „zärtliche“ Berührung der Verkäuferin. Nebenbei wird Geld kassiert oder eine Bestellung mit dem bereitliegenden Bleistift notiert. Zwischendurch ein diskretes Kratzen am Kopf. Die verrutschte Brille wird wieder auf die verschnupfte Nase gerückt. Es sind unbewusste Handlungen und geschehen mehrmals in der Minute. Diese Tätigkeiten passieren gewohnheitsmäßig, hinterlassen jedoch jedes mal Spuren an den Händen. Dafür erhalten die Kunden einen zusätzlichen Keim-Cocktail mit der Ware – gratis, versteht sich.
Ohne Handschuhe die Backwaren zu berühren, ist inakzeptabel. An Selbstbedienungsregalen ist Analoges zu beobachten. Nach einer „handverlesenen“ Brotberatung bedanke ich mich höflich bei der Verkäuferin und verlasse das Geschäft – ohne duftendes Brot. Vorher mache ich die betreffende Person darauf aufmerksam. Was ich nun alles zu hören bekomme, grenzt an ein Possenspiel. „In den Handschuhen schwitzen meine Hände; Händedesinfektion schadet auf Dauer nur meiner Haut; es muss doch schnell gehen, der nächste Kunde wartet ungeduldig”. Auch ich habe als Zahnärztin mit Einmalhandschuhen gearbeitet. Manchmal nehme ich wahr, dass mit Einmalhandschuhen vorbildlich gearbeitet wird. Leider werden diese nicht nach jedem Kunden gewechselt. Wechselgeld, Keimwechsel, Brotwechsel, Wechselgeld ein unendlicher Kreislauf mit schwerwiegenden Folgen. Die Keimübertragung wird vielerorts unterschätzt. In manchen Bäckereien werden Sie von zwei Verkäuferinnen bedient. Die Eine ist nur für die Ware verantwortlich und die Andere ist für das Kassieren zuständig. Da habe ich ein gutes Gefühl. Was hinter den Kulissen passiert, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis...
Mit einfachen Maßnahmen kann man das Ansteckungspotential wirkungsvoll verringern.

  1. Regelmäßiges und richtiges Händewaschen ist eine effektive Maßnahme – nicht nur zur Grippezeit. Mindestens 20 Sekunden lang die Hände waschen. Auch auf Fingerzwischenräume und Fingernägel achten. Reinigung mit Wasser und pH-neutraler Seife ist ausreichend. Mit einem trocknen, sauberen und persönlichem Handtuch die Hände abtrocknen. Dieses regelmäßig wechseln. Pflegeprodukte benutzen, um ein Schutzschild aufzubauen.
  2. Türklinken sind hervorragende Bakterien/Virenüberträger. Täglich entkeimen.
  3. Eventuell mit Mundschutz arbeiten. In Japan ist es üblich bei Ansteckungsgefahr (auch bei Smog) einen Mundschutz zu tragen. Es ist dort ein Akt der Höflichkeit und sozialen Verantwortung – das eigene Bemühen die Mitmenschen nicht anzustecken. Aus ästhetischen Gründen hat sich der Gebrauch in Europa noch nicht durchgesetzt.
  4. Nach einer Erkältung sollte auf jeden Fall die Zahnbürste gewechselt werden. Zwischen den Borsten haften unsichtbare Keime.
    Wir alle sind gefordert hygienische Missstände in öffentlichen Bereichen aufzuzeigen. Es dient der eigenen Sicherheit und dem Schutz unserer Mitmenschen.