Besuch des Kirchenchors aus Gusev

Beeindruckendes Konzert in der Dorfkirche

Von Horst König

Am Sonntag, den 21. Oktober gastierte in der Müggelheimer Kirche der Chor der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Gusev (ehemals Gumbinnen); es war der letzte Auftritt des Chores vor der Heimreise nach einer längeren Rundreise durch Deutschland und die Niederlande.
Die Stadt Gusev liegt im Gebiet von Kaliningrad (dem ehemaligen Königsberg). Das Gotteshaus der Gemeinde ist die „Salzburger Kirche“. Zwischen 1731 und 1735 mussten rund 20.000 Protestanten als sogenannte Exulanten das geistliche Fürsterzbistum Salzburg verlassen. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. erließ 1732 ein „Einwanderungspatent“, so dass sich etwa 16.000 Salzburger in Ostpreußen mit Schwerpunkt Gumbinnen ansiedeln konnten. Es waren Glaubensflüchtlinge damals, die in Gumbinnen ankamen, sie durften im streng katholischen Salzburg nicht ihren evangelischen Glauben weiter leben, es gab nur eine Alternative: entweder sie treten zur katholischen Kirche über oder sie müssen auswandern, das Land verlassen, und sie haben sich fürs Auswandern entschieden.
1752 wurde die erste „Salzburger Kirche“ erbaut. 1838 war sie baufällig und wurde abgerissen, schon 1840 wurde der Nachfolgebau errichtet, einer der letzten Bauten des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel. Im Januar 1945 wurde die Kirche durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt, sie wurde fortan zweckentfremdet. Beim Propheten Jesaja heißt es (61,4): „Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vor Zeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten.“ So wurde nach dem Ende der sowjetischen Herrschaft von 1993 bis 1995 die Salzburger Kirche als einzige Kirche in Gusev vollständig wieder aufgebaut. Das Altarbild zeigt zum Aufbruch aus dem Salzburger Land bereite Menschen. Im Zusammenhang mit der Flucht vor der Roten Armee hat es einen Doppelsinn erhalten.
In einem ersten Teil gestaltete der Chor unter seiner Leiterin Svetlana Barsukova den Abendgottesdienst musikalisch (Bild2); in der Predigt führte Pfarrerin Anke Schwedusch-Bischara den Gedanken der Feindesliebe aus Jesu Bergpredigt in sehr persönlicher Weise aus. Der musikalische Bogen spannte sich von einem einleitenden „Dona nobis pacem“ zum abschließenden Segenslied. Als ein Höhepunkt wurde von vielen Gottesdienstbesuchern das ausdrucksstark in deutscher Sprache dargebotene „Heilig, Heilig“ aus der Deutschen Messe von Franz Schubert empfunden. Nach dem Ende des Gottesdienstes schloss sich ein zweiter Teil an mit einer einfühlsamen Darbietung sowohl deutscher wie russischer Volkslieder. Da durften natürlich „Ännchen von Tharau“ und das Ostpreußenlied nicht fehlen wie auch abschließend „Kalinka“. Die Begeisterung und Zustimmung äußerte sich nicht nur im lang anhaltenden Applaus, sondern auch durch das rhythmische Klatschen.
Zwischendurch überbrachte – nach einem Grußwort der Pfarrers Alexej Tschichow aus Gusev – der Leiter des dortigen Diakoniezentrums Alexander Michel auf Deutsch Grüße von der dortigen Kirchengemeinde und berichtete von der diakonischen Arbeit für hilfsbedürftige alte Menschen sowie von der Zuwendung zur Hilfe bedürftiger Kinder. Gemeindeglieder, die sich zum Dienst bereit erklärt haben, wurden und werden durch Partnergemeinden im Kirchenkreis Treptow/Köpenick für die Pflegeaufgaben geschult und unterstützt. Seit 1998 unterstützt ein übergemeindlicher Freundeskreis, insbesondere in enger Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Mahlsdorf, die evangelischen Kirchengemeinden in der Propstei Kaliningrad/Königsberg durch Fürbitte und Spenden.

Kirchentermine im November

Gottesdienste
Sonntag, 4.11., 10 Uhr: Gottesdienst – Dr. Thomas Tunsch
Sonntag, 11.11., 10 Uhr: Gottesdienst mit Taufe – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag, 11.11., 17 Uhr: Kindergottesdienst zum Martinstag – Elternkreis/Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag, 18.11., 10 Uhr: Gottesdienst – Andreas Schmidt
Mittwoch, 21.11. (Buß- und Bettag), 18.30 Uhr: Mahnwache am Friedensstein und 19 Uhr Friedensandacht – Umweltkreis/Diakon Zinnow/Pfr. Menthel
Sonntag, 25.11., 10 Uhr: Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonnabend, 1.12., 17 Uhr: Musikalischer Gottesdienst „Vom Himmel hoch” am Vorabend des 1. Advent – Duo Zia (Markus Rust/Trompete und Christian Grosch/Orgel) und Pfrn. Schwedusch-Bishara
Lesung und Diskussion
Montag, 5.11., 19 Uhr im Dorfklub „Alte Schule” mit Dr. Klaus-Rüdiger Mai: Geht der Kirche der Glaube aus?
Puppenspiel Sonnabend, 1.12., 14.30 und 15.30 Uhr auf der Kirchenempore
Gemeindekirchenrat
Di. 6.11. und 27.11. um 19.30 Uhr im Gemeindehaus
Christenlehre
donnerstags
15-16 Uhr – 1.-3. Klasse
16-17 Uhr – 5.+6. Klasse
im Gemeindehaus Ludwigshöheweg. Auskunft über unsere Katechetin Simona Behrendt (Tel. 96 06 79 62)
Konfirmanden: 8. Klasse dienstags 16.30 und mittwochs 17 Uhr, Stadtkirche Köpenick; 7. Klasse donnerstags 17 Uhr Stadtkirche Köpenick und freitags 16.30 Uhr Gemeindehaus Müggelheim
Junge Gemeinde
dienstags 18.30 Uhr, im Gemeindehaus
Gesprächskreis: Mittwoch, 7.11., 20 Uhr, Gemeindehaus „Leiden an der heutigen Gestalt der Kirche“
Umweltkreis
Dienstag, 20.11., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
Ökumenische Frauengruppe
Montag, 19.11., 14.30 Uhr, Gemeindehaus
Elternkreis
Donnerstag, 8.11., 20 Uhr Probe für St. Martin in der Kirche
Hauskreis
Do., 22.11., 18 Uhr bei Familie Maucher, Appelbacher Weg 49
Sprechstunde der Pfarrerin
dienstags, 17-19 Uhr, Gemeindebüro Ludwigshöheweg 18 (außer 13. + 20.11. wegen einer Fortbildung. Die Vertretung für Beerdigung und Seelsorge übernimmt Pfr. Ralf Musold aus Köpenick (Tel. 65 49 53 57 und 49 79 59 74).

Mahnwache und Friedensandacht

Zum Ende der Friedensdekade wird auch in diesem Jahr dazu eingeladen, sich am Mittwoch, dem 21. November um 18.30 Uhr am Stein des Friedens neben der Kirche in Müggelheim zu einer Mahnwache zu versammeln. Das Thema der diesjährigen Friedensdekade heißt: „Krieg3.0“
Alle Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, durch ihre Teilnahme – mit brennenden Kerzen in der Hand – zu bekunden, dass sie sich dem Aufruf der Ökumenischen Friedensdekade anschließen, der angesichts der Gefahr der Eskalation vorhandener Konflikte weltweit auf die potenziellen Gefahren eines dritten Weltkriegs aufmerksam machen und die weltweite Aufrüstungsspirale kritisch hinterfragen will.
Nach der Mahnwache findet um 19 Uhr in der Kirche eine Friedensandacht am Buß- und Bettag statt. Gemeindekirchenrat und der Umweltkreis in der
Evangelischen Kirchengemeinde Müggelheim